Sedlcany

Sascha sagt, sie hatte große Sorgen, dass sie sich mit den deutschen Schülerinnen und Schülern aus Lübeck nicht austauschen könne. Ihr Deutsch wäre zu schlecht. Jetzt aber ist sie froh, dass sie sich getraut hat. Und sie sagt, ihre Teammitglieder Johanna und Jolina haben ihr dabei geholfen. Sechs Gruppen arbeiten in Sedlčany, einer Stadt südlich von Prag, an der besonderen Geschichte der Region, die während der Zeit der deutschen Okkupation seit 1939 zu einem Truppenübungsplatz der Waffen-SS umgewandelt werden sollte. Über dreißig tschechische und deutsche Schülerinnen und Schüler erarbeiteten intensiv in fiktiven Dialogen Schicksale von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beider Nationen, die die historischen Prozesse nachvollzogen. Ob Vertriebene, Helfer, Soldaten oder Geschäftsleute – die faschistische Okkupation zwang junge Menschen in ungewollte Rollen. 

Der Besuch der Gedenkstätte in Lidice erweitert die Sicht auf die Geschichte um eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Terrorherrschaft. Beim Racheakt – der Tod von Reinhard Heydrich sollte gesühnt werden – wurden innerhalb von 2 Stunden 173 Männer und Jungen des später zerstörten  Dorfes ab einem Alter von 15 Jahren ermordet, ca. 300 Frauen und Kinder wurden verschleppt. Viele von ihnen starben in deutschen Konzentrationslagern. Vojta fragt, was wir denken, wenn wir dort stehen, wo einst ein blühendes Dorf war. Ein längeres Nachdenken und es bleibt nur der Gedanke an die Opfer und der Blick auf tschechische Schülerinnen und Schüler, die die Nachfahren der Ermordeten sein können.

Begleitet wurde der GMK-Kurs von Frau Pieper und Herrn Zacher. Am letzten Abend kamen Jolina und Paul auf beide zu und sagten, die tschechischen Schülerinnen und Schüler müssen noch in diesem Schuljahr nach Lübeck kommen. Sie wollen sich wiedersehen. Ein schönes Ende der Fahrt.“